Juli 18, 2024

Pfefferminze (Mentha × piperita)

Heilkräftig und erfrischend-würzig

Auch wenn es die Pfefferminze erst seit wenigen Jahrhunderten gibt, hat sie als Heilpflanze in Österreich eine lange Tradition. Ihr ätherisches Öl ist in Tinkturen, Salben und diversen pflanzlichen Präparaten enthalten. Der aromatische Pfefferminztee ist eines der beliebtesten Heißgetränke – und bei Verdauungsbeschwerden sowie Atemwegserkrankungen für viele das Mittel der Wahl.


Doch woher kommt der charakteristische Geschmack der Pfefferminze? Welche Inhaltsstoffe sind für ihre Schärfe und die unzähligen gesundheitsförderlichen Eigenschaften verantwortlich? Wie und wofür wird diese heilkräftige Minze-Art arzneilich genutzt? Das alles und noch mehr erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag.


Herkunft und Botanik


Die Pfefferminze gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae oder Labiatae) und zur Gattung der Minzen (Mentha). Diese umfasst in etwa 25 Arten und etliche Unterarten. Die Pfefferminze (Mentha × piperita) ist ein von Menschenhand in Kultur geschaffenes Hybrid. Genauer gesagt: Es handelt sich um eine Kreuzung aus zwei Minze-Arten – der Wasserminze (Mentha aquatica) und der Ährigen Minze (Mentha spicata). Letztere ist ebenso als Grüne Minze bekannt und selbst ein Hybrid aus Rossminze (Mentha longifolia) und Apfelminze (Mentha suaveolens).


Vermutlich liegen die Ursprünge der heilkräftigen und geschmacksintensiven Pflanze in Großbritannien. Jedoch wird sie mittlerweile in ganz Mitteleuropa, auch in Österreich, sowie in Nordamerika und anderen Regionen der Welt angebaut. Die Pfefferminze ist eine reine Kulturpflanze, die nicht wild wachsend vorkommt, da sie als Hybrid unfruchtbar ist. Eine Vermehrung ist nur vegetativ über Stecklinge bzw. Stolonen (unter- und oberirdische Ausläufer) möglich. Manchmal produziert die Pflanze zwar tatsächlich keimfähige Samen, aus diesen entstehen aber niemals echte, hybridisierte Pfefferminzen.


Die ausdauernde, winterharte Staude wurzelt flach und erreicht eine Höhe zwischen 30 und 90 cm. Sie bildet zahlreiche Ausläufer und hat – wie alle Lippenblütler – vierkantige Stängel, in deren Kanten sich die Ölgänge befinden. Je nach Sorte sind die Stängel und Blätter der Pflanze leicht bis stark behaart. Die Pfefferminze hat hohe Wasseransprüche, weshalb in sommerlichen Trockenperioden eine regelmäßige Bewässerung erforderlich ist. Zudem zeichnet sie sich durch eine Vorliebe für humus- und nährstoffreiche Lagen aus. Ihr ätherisches Öl kann sich ausschließlich an sonnigen, warmen Standorten in der erforderlichen Qualität entwickeln.


Mehr als bei anderen Heilpflanzen ist bei der Pfefferminze die Standortwahl entscheidend. Minzen sind dafür bekannt, dass sie Nähr- und Schadstoffe aus dem Boden entnehmen. Wenn sie länger als drei Jahre am selben Ort wachsen, haben Pilzsporen, Wurzelläuse und andere Schädlinge leichtes Spiel. Ferner besteht bei Minzen die Gefahr, dass sie Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen und speichern. Der Anbau erfordert aus diesen Gründen umfassende Expertise und Erfahrung.


Die Blütezeit der Pfefferminze erstreckt sich von Juli bis September. Ihre Blüten sind rosa bis lila und stehen in endständigen Ähren. Geerntet werden das Kraut und die Blätter der Pflanze. Wie bei vielen Heilpflanzen ist der Zeitpunkt der Ernte von großer Bedeutung. Der erste Schnitt sollte zwischen Blühbeginn und Vollblüte erfolgen, da dann am meisten Menthol im ätherischen Öl enthalten ist. Wenn dies bereits Anfang Juni der Fall ist, sind bis zu drei Schnitte im Jahr möglich.

Geschichte


Obwohl die Pfefferminze verglichen mit evolutionär entstandenen Arten eine ausgesprochen junge Pflanze ist, zählt die Gattung der Minzen weltweit zu den ältesten Heilpflanzen überhaupt. Seit dem Altertum ist diese Pflanzengruppe in der Volksmedizin im Einsatz. Frühe Belege für ihre Nutzung gibt es unter anderem aus dem altertümlichen Ägypten. Für die Entstehung der Minze liefert eine alte griechische Sage eine mythologische Erklärung: Unterweltsgott Hades verliebte sich bei einem Besuch der oberen Welt unsterblich in die Nymphe Minthe. Dies missfiel wiederum seiner Gattin Persephone. Aus Eifersucht verwandelte sie ihre Nebenbuhlerin kurzerhand in eine jener Pflanzen, die wir heute als Minzen kennen.


Im alten Rom waren Pflanzen dieser Gattung aufgrund ihres markanten Geruchs ebenfalls beliebt. Bei Festen stellten die Menschen häufig Kränze aus Minzen auf. Dioskurides, der wohl berühmteste Arzt dieser Zeit, setzte den Samen der Minze beispielsweise bei Krämpfen, Blasensteinen oder Harnzwang ein. Schon Plinius der Ältere (23/24–79 n. Chr.) beschrieb die vielen positiven Eigenschaften der Minze ausführlich. Bei Hildegard von Bingen (1098–1179) fanden verschiedene Minzen bei Magenbeschwerden oder Erkältungssymptomen Anwendung. Als mittelalterliches Anti-Insektenmittel wurden die aromatischen Kräuter bei Metzgereien aufgestellt, um Fliegen fernzuhalten.


Deutlich später – nämlich im 16. oder 17. Jahrhundert – entstand die Pfefferminze. In ihrer heutigen Kulturform beschrieb sie erstmals der britische Biologe John Ray (1627–1705) im Jahr 1696. Später gab er der Pflanze den lateinischen Namen Mentha palustris und nannte sie englisch „Pepper-mint“. Auf die heilende Wirkung der Pfefferminze wies der Pharmazeut und Arzt Samuel Dale (1659–1739) aus Essex 1705 hin. Bald erlangte das Gewächs internationale Bekanntheit. Inzwischen wird es seit mehr als 200 Jahren in vielen Regionen Mitteleuropas angebaut. Als sich nach dem 1. Weltkrieg der beliebte Schwarztee in Österreich zeitweise zu einem raren Gut entwickelte, gewann die Pfefferminze an Popularität. Der Aufguss aus ihren aromatischen Blättern bot sich in dieser Phase als eine erfrischende Alternative an.


Wirkstoffe der Pfefferminze


Für die arzneiliche Verwendung ist das ätherische Öl der wichtigste Inhaltsstoff der Pfefferminze mit einem Anteil von üblicherweise 0,5 bis 4 %. Davon entfällt der Großteil auf die beiden Komponenten Menthol (30 bis 55 %) und Menthon (14 bis 32 %). In kleineren Mengen enthalten sind Menthylacetat, 1,8-Cineol, Neomenthol und Menthofuran, welches für medizinische Anwendungen per Destillation abgetrennt wird.


Der Anteil und die Zusammensetzung des ätherischen Öls entscheiden über die Qualität des Produkts. Ausschlaggebend ist zum einen, dass mehr Menthol als Menthon enthalten ist. Zum anderen schreibt das Europäische Arzneibuch für die Rohware einen Mindestgehalt von 1,2 % an ätherischem Öl vor.


Weitere bedeutende Inhaltsstoffe der Pfefferminze sind sogenannte „Lamiaceen-Gerbstoffe“ und Flavonoide.

Wie schmeckt die Pfefferminze?


Auf der ganzen Welt ist die Pfefferminze für ihren charakteristischen pfeffrig-scharfen Geschmack bekannt. Ihre Blätter schmecken angenehm minzig-würzig, zunächst ein wenig erwärmend und schließlich kühlend. Sie weisen einen intensiven, balsamischen Geruch auf.


Im Wesentlichen ist die milde Schärfe dieser Minze-Art auf den hohen Menthol- und den niedrigen Carvongehalt zurückzuführen. Durch die enthaltenen Lamiaceen-Gerbstoffe wirkt die Heilpflanze schwach adstringierend.


Pfefferminze – Wirkung und Anwendung


In Österreich und Europa gehört die Pfefferminze zu den am meisten genutzten und bedeutendsten Heilpflanzen. Neben der Blattdroge findet vor allem das Pfefferminzöl arzneilich Verwendung. Dieses entspricht dem aus den oberirdischen Teilen der Pflanze gewonnen ätherischen Öl. Zum Einsatz kommt es unter anderem als Bestandteil pflanzlicher Zubereitungen für den Magen-Darmbereich oder in der Aromatherapie.


Die Anwendungsgebiete der Pfefferminze sind breit gefächert, ihre Wirksamkeit gilt inzwischen als wissenschaftlich gut dokumentiert. Bekannt ist die vielseitige Arzneipflanze insbesondere für ihre blähungstreibenden und krampflösenden Eigenschaften. Sie sorgt für Linderung bei unterschiedlichen Magen- und Verdauungsbeschwerden und hat sich bei akuter Übelkeit als effektiv erwiesen. Positive Ergebnisse erzielte die Behandlung mit Pfefferminzöl bei Patient*innen mit Reizdarmsyndrom. Extrakte aus den Blättern der Pflanze finden sich in mehreren Karminativa (Mittel gegen Blähungen). Bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts gilt Pfefferminztee* allgemein als eines der bewährtesten Mittel der Wahl. Darüber hinaus ist Pfefferminze in vielen Verdauungstees enthalten, unter anderem im DR. KOTTAS Blähungs-Verdauungstee*.


Aufgrund der enthaltenen ätherischen Öle und Flavonoide weist die traditionelle Heilpflanze eine galletreibende Wirkung auf. Durch ihren aromatischen Geschmack stimuliert sie Speichel, Magensaft und Galle. Auf diese Weise wirkt sie verdauungsfördernd und appetitanregend. Daher stehen Pfefferminzblätter beispielsweise auf der Zutatenliste von unserem DR. KOTTAS Leber-Gallentee*.


Als belegt gelten die antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften der Mentha × piperita, die auf die Polyphenole zurückzuführen sind. Das Heilkraut hat sich bei der Prävention und Behandlung diverser Erkrankungen als hilfreich erwiesen, zum Beispiel bei Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen chronisch degenerativen Beschwerden. Pfefferminze wirkt antibakteriell, antifungal und – zumindest bei topischer Anwendung – antiviral. Innerlich und äußerlich wird sie bei beginnenden Katarrhen im Respirationstrakt und anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt. Bei Spannungskopfschmerzen kann Pfefferminzöl sogar mit Analgetika wie Paracetamol oder ASS vergleichbare Effekte erzielen.


Das ätherische Öl hat eine leicht betäubende und kühlende Wirkung, die sich Sportler*innen bei stumpfen Verletzungen gerne zunutze machen. Äußerlich aufgetragen fördert es die Durchblutung und wirkt relaxierend auf die glatte Muskulatur. Weitere häufige Einsatzbereiche des Pfefferminzöls sind Hautreizungen, rheumatischen Beschwerden, Myalgien (Muskelschmerzen) sowie Juckreiz.


Abgesehen von medizinischen Anwendungen findet die Pfefferminze in der Lebensmittelindustrie und der Kosmetik Gebrauch. Dabei kommt ihr üblicherweise die Funktion des Geruchs- und Geschmackskorrigierens zu. Vom Cocktail über das Dessert bis hin zum Braten aromatisiert sie diverse Speisen und Getränke. Ferner ist sie in zahlreichen Zahnpasten, Mundspülungen, Körperlotionen sowie in Süßigkeiten enthalten.

Nebenwirkungen


Im Hinblick auf die therapeutische Anwendung von Pfefferminzblättern sind keine Nebenwirkungen bekannt. Der langfristige Genuss von Aufgüssen mit Pfefferminze kann bei magenempfindlichen Personen allerdings Beschwerden hervorrufen. Deshalb sollte der Tee nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Vorsicht ist bei Personen geboten, die unter Gallensteinen, Leberschäden oder einem Verschluss der Gallenwege leiden. Sie sollten auf die Einnahme besser verzichten.


Überdies treten bei der oralen Einnahme des ätherischen Öls gelegentlich Magenbeschwerden und Sodbrennen auf. Eine starke Überdosierung hingegen kann sogar lebensgefährlich sein. Die letale Dosis liegt bei rund 2 bis 9 Gramm. Pfefferminzöl sollte äußerlich nicht im Bereich der Augen oder direkt auf die verletzte Haut oder Schleimhaut aufgetragen werden. Präparate mit einem Mentholgehalt von mehr als 10 % können zu einer Erhöhung der Schmerzempfindlichkeit führen.

*Dieses Arzneimittel ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Verwendung für die genannten Anwendungsgebiete registriert ist. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.




Quellen:
Abraham, H., & Schwarz, U. (2022). Kulturanleitung Pfefferminze. Laimburg Journal, 1(SA) (URL = https://journal.laimburg.it/index.php/laimburg-journal/article/view/140, zuletzt abgerufen am 18.07.2024).
Achmüller, A. (2020). Pfefferminze (Mentha piperita). ÖAZ 23 | 20, 76–78 (URL = https://www.hmppa.at/wp-content/uploads/2020/11/OEAZ_2320_Pfefferminze.pdf, zuletzt abgerufen am 18.07.2024).
Bäumler, S. (2012). Heilpflanzen Praxis heute. Arzneipflanzenporträts. Urban & Fischer.
Blaschek, W. (Hrsg.) (2016). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis, 6. Auflage, Stuttgart.
Saller, R. (2004). Pfefferminze (Mentha × piperita), Arzneipflanze des Jahres 2004. Forschende Komplementärmedizin und Klassische Naturheilkunde 2004(11), 6-7.
Saqib, S., Ullah, F., Naeem, M., Younas, M., Ayaz, A., Ali, S. & Zaman, W. (2022). Mentha: Nutritional and Health Attributes to Treat Various Ailments Including Cardiovascular Diseases. Molecules (Basel, Switzerland), 27(19), 6728.
Trevisan S.C.C., Menezes A.P.P., Barbalho S.M. & Guiguer É.L. (2017). Properties of Mentha piperita: A brief review. World J. Pharm. Med. Res. 2017(3), 309–313.

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