Brauchtum zur Sommersonnenwende in Österreich: von Sonnwendfeuer bis Kräuter sammeln
Die kürzeste Nacht des Jahres wird in Österreich mit vielen Traditionen und Bräuchen begangen, von Sonnwendfeuer bis Kräuter sammeln.
Sonnenwenden sind astronomische Ereignisse und finden nur zwei Mal im Jahr statt. Einmal im Sommer und einmal im Winter. An diesem Tag erreicht die Sonne zur Sommersonnenwende ihren höchst- bzw. zur Wintersonnenwende ihren Tiefstand. Die Sommersonnenwende fällt jedes Jahr auf den 21. Juni, den kalendarischen Sommeranfang. Als kürzeste Nacht und längster Tag des Jahres liegt der Sommersonnenwende seit jeher eine besondere Bedeutung inne.
In alten Zeiten waren die Sonnenwenden hohe Feiertage für das Volk, denn ihr Lebensrhythmus wurde von der Sonne und den Jahreszeiten bestimmt. So wurde bei den Kelten und Germanen Baldur, der Licht- und Sonnengott, verehrt. Der Zenit seiner Macht ist die Sommersonnenwende, wenn die Sonne am stärksten ist. An diesem Tag wird er der alten Religion nach enthauptet und verliert seine Kräfte, wodurch die Tage wieder kürzer werden und die Sonne an Kraft verliert.
Im Zuge der Christianisierung wurde das Fest zum Ehrentag des heiligen Johannes des Täufers. Auch er wurde, wie Baldur, enthauptet. Dieser Tag fällt auf den 24. Juni, wird jedoch im Volksglauben oftmals mit der Sommersonnenwende am 21. Juni zusammengelegt.
In Österreich hat die Sommersonnenwende eine lange Geschichte mit vielen schönen Bräuchen für dieses Fest im Jahreskreis. Wir stellen unsere Top 5 des Brauchtums zur Sommersonnenwende vor. Feuer und Kräuter spielen hierbei die Hauptrolle.
Das Sonnwendfeuer ist das Symbol schlechthin für die Sommersonnenwende. Da die Sonnenwende das Fest des Lichts ist, ranken sich viele Bräuche und Legenden um Feuer. Denn die Flammen reinigen, schützen und ermöglichen einen Neuanfang.
Die Sommersonnenwende markierte früher für die Bauern den Beginn der Erntezeit und war daher ein Fest der Freude, Fruchtbarkeit und der Hoffnung auf eine ertragreiche Ernte. Der uralte Brauch soll Wachstum und Fruchtbarkeit der Felder anfeuern und für eine gute Ernte sorgen. Außerdem vertreibt der Rauch, der über die Felder zieht, böse Geister, Krankheiten und allerlei Unheil.
Ähnlich wie bei der Walpurgisnacht gehört auch bei der Sonnenwende der Sprung übers Feuer dazu. Das Ritual vertreibt laut Volksglaube Unglück. Für ein Liebesritual hält sich ein Pärchen an der Hand und springt gemeinsam über das Feuer. Dann, so sagt man, bleiben sie für immer zusammen.
Die Nacht zum Johannistag bzw. die Sommersonnenwende galt früher als sogenannte Losnacht. Man glaubte, in dieser Nacht das Wetter für die kommende Zeit weihsagen zu können. Eine alte Bauernregel besagt: „Ist das Wetter am Johannistag gut, so ist für das weitere Jahr eine gute Ernte sowie gutes Wetter zu erwarten.“
Tirol ist für seine spektakulären Feuerbilder auf den Bergen zur Sommersonnenwende bekannt. Diese uralte Tradition gehört zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Die sogenannten Bergfeurer gehen bis ins Mittelalter zurück. Zahlreiche Vereine besteigen jedes Jahr die Berge, um ihre Flammenbilder zu entzünden und den längsten Tag im Jahr zu feiern. Bei Einbruch der Dunkelheit leuchten große Sonnwendfeuer in unterschiedlichen Motiven von den Bergwänden. Eine mystische Stimmung hängt dann über der Landschaft. Die Bergfeurer entzünden hier nicht nur ein einzelnes Feuer, sondern sie erschaffen wahre Kunstwerke aus den Flammen. Traditionell sind religiöse Motive wie Kreuze, Herzen sowie Tiroler Motive wie der Adler oder andere Alpentiere.
Nicht nur in Tirol sind Bräuche zur Sommersonnenwende lebendig. Auch in Niederösterreich in der Donauregion Wachau ist das Brauchtum zur Sonnenwende ein großes Ereignis im Jahreskreis. Hier wurden Sonnwendfeuer erstmals vor über 400 Jahren urkundlich erwähnt. Prächtige Sommersonnwendfeiern laden zu einem farbenfrohen Spektakel ein. Tausende Lichter treiben den Donaustrom hinab, eindrucksvolle Feuerwerke erhellen den Nachthimmel und auf den Weinbergen, Ruinen und Weinterrassen werden Fackeln und kleinere Feuer entzündet.
Außerhalb von Österreich wird die Sommersonnenwende vor allem in Schweden groß gefeiert. Dort heißt sie Mittsommer. Auch im Volksglauben der Schweden ist es eine magische Nacht, der ein besonderer Zauber innewohnt. Es gibt ein altes Ritual, dass junge unverheiratete Frauen zur Sommersonnenwende sieben verschiedene Wildblumen pflücken. Diese müssen schweigend gepflückt werden, um den Zauber nicht zu brechen. Die gepflückten Blumen legen sich die Mädchen unter den Kopfpolster und sollen so in der Mittsommernacht von dem Mann träumen, den sie einmal heiraten werden.
Ein weiterer Brauch zur Sommersonnenwende ist das Sammeln von Kräutern. Denn im Volksglauben sagt man, dass Heilkräuter, die zu dieser Zeit blühen oder gesammelt werden, stärker wirken. Die als Johanniskräuter bezeichneten Pflanzen werden zu einem sogenannten Sonnwendbuschen gebunden. Diese Kräuter sind gelb, orange oder weiß und symbolisieren so die Sonne. Die Must-haves für den traditionellen Sonnwendbuschen sind:
Die Kräuter können von erfahrenen Sammlern entweder selbst zusammengetragen oder bei uns im KOTTAS Kräuterhaus bequem im Onlineshop individuell oder als Mischung bestellt werden.
Hand in Hand mit dem Kräutersammeln geht auch der Brauch, zur Sommersonnenwende zu räuchern. Da die Sommersonnenwende für Wachstum und Reife sowie Herzensangelegenheiten und Fruchtbarkeit steht, ist es eine gute Zeit, zu räuchern. Denn in dieser Zeit kann Räucherwerk zur Reinigung und zum Loslassen, jedoch besonders als Schutz, zum Beispiel vor Gewittern und anderem Unglück, eingesetzt werden.
Räucherbündel kann man selbst herstellen, indem man die gewünschten Kräuter pflückt, mit einem Faden zusammenbindet und anschließend trocknen lässt. In Oberösterreich hängt man diesen Kräuterbuschen auf den Dachboden, um das gesamte Haus zu segnen und zu schützen.
Beliebte Kräuter zum Räuchern zur Sommersonnenwende sind:
Auch im KOTTAS Kräuterhaus bieten wir fertige Räuchermischungen zur Hausreinigung oder für mehr Kraft und Zuversicht an. Die Sagrada Madre Räucherstäbchen eignen sich besonders gut, um damit ums Feuer zu tanzen. Unsere Kräuterexpertinnen stellen auch gerne Räuchermischungen auf Wunsch individuell zusammen.
Um an Sommersonnenwende zu räuchern, können die getrockneten Sonnwend- oder Kräuterbüschel einfach ins Sonnwendfeuer geworfen werden. Alternativ kann man auch ein kleines Sonnwendfeuer in einer kleinen Feuerschale machen oder die Johanniskräuter in einer Räucherschale verräuchern.