Juni 26, 2024

Käsepappel (Malve)

Unser beliebtes Wunderkraut

Die Käsepappel, vielen besser als Malve bekannt, hat eine reiche Geschichte und lange Tradition in Europa und Österreich. Sie zählt zu den ältesten Nutzpflanzen und wird in der Volksmedizin seit der Antike als vielseitiges Wunderkraut gefeiert. Bereits Botaniker Hieronymus Bock war sich sicher: „Jeder, der täglich Malven-Tee trinkt, ist den ganzen Tag über gegen jede Krankheit gefeit.“


Mittlerweile sind die vielen gesundheitsförderlichen Eigenschaften der Käsepappel längst wissenschaftlich dokumentiert. Im Laufe der knapp 230-jährigen Unternehmensgeschichte hat sie sich zum am meisten nachgefragten Kraut und Aushängeschild des Hauses KOTTAS entwickelt. Grund genug, um das faszinierende Malvengewächs genauer unter die Lupe zu nehmen …


Herkunft und Botanik


Die Familie der Malvengewächse (Malvaceae) umfasst über 4.000 Arten. Bekannte Vertreter sind neben der Wilden Malve und der Wegmalve, die beide die Droge „Käsepappelblätter“ liefern, beispielsweise der Echte Eibisch (Althaea officinalis) und die Gewöhnliche Stockrose (Alcea rosea). Derselben Familie zuzuordnen sind darüber hinaus die Gattungen der Linden (Tilia), Kakaobäume (Theobroma) sowie der Baumwollpflanzen (Gossypium). Die Käsepappel entspringt der für die ganze Familie namensgebenden Gattung Malva, die in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet ist. Ihr gehören rund 30 Arten ein-, zwei- oder mehrjähriger Halbsträucher oder Kräuter an.


Für den Anbau der Arzneidroge Käsepappel (laut Arzneibuch: „Malvenblätter“) wird fast ausschließlich die Wilde Malve (Malva sylvestris) kultiviert. Hierbei handelt es sich um eine meist zweijährige krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 1,5 Metern erreicht. Sie kommt ursprünglich aus Südeuropa und Asien, ist inzwischen jedoch im gesamten mitteleuropäischen Raum heimisch. Die ausdauernde Pflanze bevorzugt lockere, nährstoffreiche Böden und ist oftmals an Hecken, unbebauten Stellen oder Wegrändern anzutreffen. Die Nachfrage nach ihren großen Blättern ist enorm. Daher wird sie in Österreich, Ungarn und weiteren Ländern Europas kultiviert.


Die Wilde Malve verfügt über eine spindelförmige Wurzel mit zahlreichen Fasern, der mehrere ästige, rauhaarige Stängel entspringen. Diese tragen üblicherweise fünflappige, am Rand gekerbte Blätter. In den Blattachseln bilden sich an den behaarten Stielen blassviolette Blüten mit dunkelvioletten Adern. 9 bis 11 Fruchtblätter umhüllen die scheibenförmige Frucht der Malve, die an einen kleinen Käselaib erinnert. Insbesondere in Österreich ist die Pflanze deshalb unter dem Namen „Käsepappel“ bekannt.


Laut Europäischem Arzneibuch darf für Malvenblätter neben der Wilden Malve auch die kleinere Wegmalve (Malva neglecta) herangezogen werden. Wie ihr lateinischer Name andeutet, handelt es sich um eine eher unscheinbare Pflanze. Niederliegend oder aufrecht wachsend erreichen ihre Stängel eine Höhe von maximal 50 Zentimetern. Das anspruchslose Malvengewächs mit blassrosa Blüten und nierenförmigen bis runden Blättern wächst an Schuttplätzen, Wegrändern oder Bahndämmen. Seine Blüten sind eine bedeutende Nektarquelle für Bienen, Schmetterlinge oder Schwebfliegen. Gleichzeitig ist die Bestäubung durch verschiedene Insektenarten essenziell für den Erhalt und die Vermehrung der Käsepappel.

Die Blätter und Blüten der „Kleinen Käsepappel“ (Malva neglecta)

Für gewöhnlich erstreckt sich die Blütezeit von Juni bis September. Die erste Ernte der Blüten erfolgt zur Frühblüte Ende Juni bis Anfang Juli. Die wertvollen Malvenblätter werden von Juni bis August geerntet. Sie sind anfällig für die Pilzkrankheit Puccinia malvacearum („Malvenrost“). Bei einem Befall bilden sich auf den Blattunterseiten von betroffenen Malvengewächsen weiße Pusteln, die sich dunkelbraun verfärben, aber für den Menschen ungiftig sind.


Wie schmeckt die Käsepappel?


Die Blüten und Blätter der Malve weisen einen angenehm milden, leicht schleimigen Geschmack auf. Ihre Früchte erinnern geschmacklich an Erbsen. Käsepappeltee schmeckt im Vergleich zu anderen Lebensmitteltees ausgesprochen geschmeidig und wohltuend. Er zeichnet sich durch ein krautiges, leicht spinatartiges Aroma aus.


Geschichte der Käsepappel


Im Mittelmeerraum und in Ost- sowie Zentraleuropa hat die Käsepappel als Nahrungsmittel lange Tradition. Erste Belege für den Verzehr lieferten Zahnfossilien aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus der Region Syrien. Gerade in Zeiten großer Hungersnot aßen die Menschen die nahrhaften Früchte und Blätter der Malve. Aus den Samen machten sie Malvenschleim, den sie als Heilmittel gegen Hautkrankheiten nutzten.


Unter den zahlreichen Heilkräutern, die in der Volksmedizin erfolgreich Anwendung finden, sticht die Malve aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten besonders hervor. Wie antike Quellen belegen, waren ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften früh bekannt. Eingesetzt wurde die Käsepappel damals bei gynäkologischen Beschwerden, Brandwunden oder Erkrankungen des Verdauungstraktes. Die Bezeichnung „Malve“, die schon bei Plinius und Vergil gebräuchlich war, geht auf das altgriechische Wort „malasso“ (auf Deutsch „erweichen“) zurück.


Im alten Rom genoss die Malve den Ruf als „Herba omnimorbium“ – als Kraut gegen alle Krankheiten. Plinius (23/24–79 n. Chr.) berichtete über die enorme Heilkraft des unscheinbaren Gewächses. Diese sei so stark, dass sogar Skorpione erstarrten, wenn man ein Malvenblatt auf sie legte. Überdies wurde der Käsepappel eine starke geburtsfördernde Wirkung nachgesagt. Später gehörte das Kraut zu jenen Pflanzen, die Karl der Große (742–814) in seiner Capitulare de villis für den Anbau auf seinen Landgütern vorschrieb.


Vor dem Hintergrund der Humoralpathologie betrachtete Hildegard von Bingen (1098–1179) die Malve als wirksames Mittel gegen Kopfschmerzen infolge eines Überschusses an Schwarzgalle. Ihrer Auffassung nach führte dieses Blutgift zu Zornausbrüchen, stillem Kummer und langfristig zu chronischen Erkrankungen. Sie setzte einen Auszug der Käsepappel – von ihr „Babela“ genannt – mit Essig und Olivenöl äußerlich ein, um für Linderung zu sorgen. Ansonsten war die Malve vor allem als hustenstillende und reizlindernde Heilpflanze gefragt und fand in Form von erweichenden Umschlägen Verwendung.

Im europäischen Brauchtum und Volksglauben spielte die Käsepappel ebenfalls eine interessante Rolle. So testeten die Menschen die Fruchtbarkeit einer Frau, indem man ihren Urin über die Pflanze goss. Wenn die Malve daraufhin verdorrte, glaubte man, dass die Frau kinderlos bleiben würde. Behielt die Pflanze ihre grüne Farbe, deutete dies auf Kindersegen hin. Als Symbol standen Malvenblätter für die Bitte um Vergebung. In christlicher Interpretation wurden sie als Zeichen für die Vergebung der Sünden gedeutet.


Traditionell wurde die Käsepappel in der K.-u.-k.-Monarchie schwerpunktmäßig in den Ländern der ungarischen Krone kultiviert. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden etwa im Umland von Wien in Baden, Neunkirchen und Wiener Neustadt Wilde Malven mit großen Blättern angebaut. Als Kulturpflanze gewann die Käsepappel dank wachsender Nachfrage in den darauffolgenden Jahrzehnten österreichweit zunehmend an Bedeutung.


Wirkstoffe


Alle Bestandteile der Pflanze haben sich als therapeutisch wirksam erwiesen. Intensiv befasste sich die Forschung mit den pharmakologischen Wirkungen und Inhaltsstoffen der als Arzneidroge verwendeten Blätter und Blüten der Malve.


In erster Linie zeichnet sich die Käsepappel durch ihren hohen Schleimgehalt aus. Dieser liegt in den Blüten bei bis zu 10 % und in den Blättern bei rund 8 %. Die reizlindernd wirkenden Schleimstoffe in den Blättern bestehen überwiegend aus sauren und in den Blüten aus neutralen Polysacchariden, Galactose, Galacturonsäure und Glucuronsäure.


Zudem sind Flavonoide sowie in geringeren Mengen Sesquiterpene, Diterpene und flüchtige aromatische Verbindungen enthalten. Hinzu kommen kleine Mengen an Gerbstoffen (Rosmarinsäure), die Vitamine C und E, verschiedene Fettsäuren und Sterole.


In der Blütendroge finden sich neben den Schleimstoffen unter anderem Anthocyane, insbesondere Malvin – der Farbstoff, der für die charakteristische grünblaue Farbe des Käsepappeltees verantwortlich ist. Dieser gilt als entzündungshemmend und verstärkt zusätzlich die Wirksamkeit der Schleimstoffe. Ebenso enthalten sind Delphindine sowie Spuren von Cumarinen und Gerbstoffen.

Käsepappel – Wirkung und Anwendung


Als Arzneidroge zugelassen sind die Blätter (Malvae folium), sowie Blüten (Malvae flos) der Wilden Malve und der Wegmalve, die hauptsächlich als Tee verwendet werden. Die wichtigsten Anwendungsgebiete sind Schleimhautreizungen des Magen-Darm-Traktes und des Mund- und Rachenraums sowie Hustenerkrankungen. Ihre beruhigende Wirkung und gute Verträglichkeit macht die Käsepappel zu einer beliebten Zutat in Magen-Darm-, Erkältungs- und Husten-Teemischungen. Zum Beispiel ist sie in unserem DR. KOTTAS Sodbrennentee* oder im DR. KOTTAS Blähungs-Verdauungstee* enthalten. Käsepappeltee* wird häufig bei Katarrhen mit trockenem, entzündlichem Husten getrunken oder zum Gurgeln verwendet.


Wie zahlreiche Untersuchungen belegen, weist die Malve – wie der verwandte Eibisch – reizlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften auf. Das liegt maßgeblich an den enthaltenen Schleimstoffen, die sich wie ein schützender Film über die gereizten Schleimhäute legen und diese beruhigen. Die schleimschützenden Effekte der Blüten und Blätter des Krauts zeigen sich gleichermaßen bei topischer Anwendung. Darum eignet sich die Käsepappel gut für lindernde Umschläge und Sitzbäder zur Behandlung von Ekzemen und Wunden. Gebrauch findet sie auch in der kosmetischen Industrie, etwa in Form von Kaltauszügen als Gesichtswasser oder Malvenbad.


Wegen der gut dokumentierten adstringierenden Wirkung hat sich die Droge bei Erkrankungen wie Gastroenteritis als hilfreich erwiesen. Außerdem wirken die Anthocyane in den Blüten antibakteriell bzw. bakteriostatisch – das bedeutet, dass sie das Wachstum der Bakterien hemmen. Diese Wirkung konnte unter anderem für Staphylococcus aureus, Kolibakterien und Schwarzschimmel (Aspergillus niger) nachgewiesen werden.


Durch sein hohes antioxidatives Potenzial hat sich der Käsepappeltee ebenso im Bereich der Veterinärmedizin als effektiv erwiesen. Er ist ein beliebtes Mittel, um Magen-Darm-Beschwerden, oberflächliche Wunden oder Hautreizungen bei Hunden und Katzen zu lindern.

Nebenwirkungen


Aus der Anwendung und Forschung sind keinerlei Nebenwirkungen der Käsepappel bekannt. Allerdings birgt die unsachgemäße Handhabung – wie bei anderen Drogen – gewisse Risiken. So besteht beispielsweise beim Auflegen von frischen Malvenblättern auf die Haut die Gefahr einer Sekundärinfektion.


Aufgrund der guten Verträglichkeit kann Käsepappeltee ohne Bedenken in größerem Mengen getrunken werden.

*Dieses Arzneimittel ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel, das ausschließlich auf Grund langjähriger Verwendung für die genannten Anwendungsgebiete registriert ist. Über Wirkung und mögliche unerwünschte Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.


Quellen
Bäumler, S. (2012). Heilpflanzen Praxis heute. Arzneipflanzenporträts. Urban & Fischer.
Blaschek, Wolfgang (Hrsg.) (2016). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis, 6. Auflage, Stuttgart.
Gasparetto, J. C., Martins, C. A. F., Hayashi, S. S., Otuky, M. F., & Pontarolo, R. (2012). Ethnobotanical and scientific aspects of Malva sylvestris L.: a millennial herbal medicine. Journal of Pharmacy and Pharmacology, 64(2), 172–189.
Giebelmann, R. (2006). Kulturgeschichtliches zu Malvengewächsen. T + K, 73(2), 66–69.
Mousavi, S. M., Hashemi, S. A., Behbudi, G., Mazraedoost, S., Omidifar, N., Gholami, A., … Pynadathu Rumjit, N. (2021). A Review on Health Benefits of Malva sylvestris L. Nutritional Compounds for Metabolites, Antioxidants, and Anti-Inflammatory, Anticancer, and Antimicrobial Applications. Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, 2021, 1–13.
Sleiman, N., & Daher, C. (2009). Malva sylvestris water extract: A potential anti-Inflammatory and anti-ulcerogenic remedy. Planta Medica, 75(9), 1010.

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