Natürliche Unterstützung für die Leber
Mit ihren leuchtend violetten bis purpurfarbenen Blüten zieht die Mariendistel alle Blicke auf sich. Die wahre Kraft dieser wirkungsvollen Pflanze entfaltet sich aber erst nach der Blütezeit – in ihren glänzenden Früchten. Wenn es um die Lebergesundheit geht, sind diese das Mittel der Wahl, denn sie unterstützen die Zellmembran und stimulieren die Regeneration des lebenswichtigen Entgiftungsorgans.
Verantwortlich für diese Effekte ist Silymarin – ein Komplex aus leberstärkenden Flavonoiden. Diesem Gemisch hat es die Mariendistel wohl zu verdanken, dass sie im Jahr 2021 zur österreichischen Arzneipflanze des Jahres gewählt wurde. Wogegen und warum die Mariendistel wirkt, woher das faszinierende Korbblütengewächs kommt und mehr rund um die traditionsreiche Heilpflanze erfahren Sie im folgenden Blogbeitrag.
In früheren botanischen Werken war sie unter dem Namen Carduus marianus bekannt, wobei das lateinische Wort carduus übersetzt „Distel“ bedeutet. Der heutige Gattungsname Silybum geht vermutlich auf das griechische silybon („Quaste“) zurück. Die Bezeichnung marianum bezieht sich auf die Gottesmutter und hat ihren Ursprung in einer Legende: Demnach sollen Milchtropfen aus der Brust der Jungfrau Maria dereinst auf die Blätter der Pflanze gefallen sein und so deren weiße Marmorierung verursacht haben. Auf Englisch heißt die Mariendistel deshalb „Milk Thistle“.
Die Mariendistel wächst bevorzugt an trockenen, sonnigen Standorten wie an Bahndämmen oder im Ödland. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt im Mittelmeerraum, in Südeuropa und im Vorderen Orient. Inzwischen ist sie – in der Regel als nicht winterharte Sorte – verwildert ebenso in Mitteleuropa anzutreffen. In Österreich zählt sie heute zu den wichtigsten großflächig kultivierten Arzneipflanzen. Sie wird vor allem in Niederösterreich (Waldviertel) angebaut.
Die zweijährige, krautige Pflanze ist für gewöhnlich zwischen 30 und 150 cm hoch, in Ausnahmefällen erreicht sie eine Wuchshöhe von über 2 m. Sie zeichnet sich durch eine kräftige Pfahlwurzel sowie dornig gezähnte, weiß marmorierte Blätter aus. An den Spitzen der Stängel stehen kugelförmige, ca. 6 cm große purpurrote bis violette Blütenkörbe. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis August. Danach bilden sich braunschwarze, glänzende Früchte (Achänen), die etwa 6 bis 8 mm lang und 3 mm breit sind. Ähnlich wie beim Löwenzahn sind sie mit einem Pappus als Flugorgan ausgestattet.
Ab dem Mittelalter fand die Heilpflanze zunehmend Verwendung im mitteleuropäischen Raum, beispielsweise bei Hildegard von Bingen (1098–1179). Konkret bezog diese sich auf das Kraut der Mariendistel, das bis heute selten noch als Teedroge verwendet wird. Später setzte Paracelsus (1493/94–1541) die Mariendistel gemäß der Signaturenlehre zur Behandlung von inwendigem Stechen ein.
Lange Zeit wurden vor allem Kraut und Wurzel der Pflanze verabreicht. Ab dem 18. Jahrhundert rückte schließlich die medizinische Verwendung der Früchte in den Fokus, die seither insbesondere zur Behandlung diverser Leber- und Galleleiden arzneilich genutzt werden. Einer der ersten, der die positive Wirkung der Mariendistelfrüchte bei Leberkranken beobachtete, war der deutsche Landarzt Johann Gottfried Rademacher (1772–1850). Als „Rademachers Tinktur“ wurde Mariendistel ab den 1850ern bei Leber- sowie Milzleiden und akuter Hepatitis eingesetzt.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts begann man, die Mariendistel für arzneiliche Zwecke zu züchten. Zur Selektion neuer, besonders wirkstoffreicher Sorten führte in weitere Folge die umfassende Erforschung des sogenannten Silymarin-Komplexes – mehr dazu im nächsten Abschnitt!
In der Fruchtwand der Mariendistelfrüchte findet sich das wirkungsbestimmende Flavonolignangemisch Silymarin, bestehend aus Silibinin, Isosilibinin, Silychristin und Silydianin, mit einem Gehalt von rund 1,5 bis 3 %. Das Europäische Arzneibuch schreibt hierbei mindestens 1,5 % vor.
Silymarin wirkt hochgradig hepatoprotektiv (leberschützend), da hier mehrere pharmakologische Effekte zum Tragen kommen: die Stabilisierung der Leberzellmembran, die Stimulierung der Zellregeneration sowie die antioxidativen, entzündungshemmenden Eigenschaften der Flavonoide.
Außerdem enthalten die Früchte der Mariendistel eine Reihe weiterer wertvoller Flavonoide, darunter zum Beispiel Quercetin, Kämpferol, Taxifolin und Apigenin. Darüber hinaus bestehen sie zu 20 bis 30 % aus fettem Öl, das einen hohen Anteil an Linolsäure und Ölsäure aufweist.
Mariendistelkraut ist ebenfalls reich an Flavonoiden (überwiegend Apigenin-, Luteolin- und Kämpferolglykoside) und enthält unter anderem Sterole, Triterpene und Polyacetylene.
Viele beschreiben den Geschmack der Mariendistelfrüchte als bitter oder leicht ölig. Die Mariendistel weist keinen auffälligen Geruch auf. Im gemahlenen Zustand riechen ihre Früchte leicht kakaoartig.
Anders verhält es sich bei den Mariendistelfrüchten, deren gesundheitsförderlichen Effekte durch zahlreiche klinische Studien bereits gut dokumentiert sind. Diese werden in der Regel im reifen Zustand im August oder September geerntet. Sie sind in einigen Teemischungen wie beispielsweise im DR. KOTTAS Detox-Tee enthalten.
Häufiger werden die Früchte zu hochkonzentrierten Trockenextrakten verarbeitet, die zur Unterstützung der Lebergesundheit eingesetzt werden. Der Silymarin-Gehalt liegt dabei zumeist zwischen 30 und 65 %, bei einigen Reinsubstanzen wie DR. KOTTAS Mariendistel 500 mg sogar bei 84 %. Enthalten sind Mariendistel-Extrakte zudem in vielen Kombinationspräparaten. Gemeinsam mit anderen leberschützenden Kräutern wie Löwenzahn oder Artischocke findet sich der Extrakt etwa in DR. KOTTAS Leber-Galle forte.
Obwohl Mariendistelfrüchte eine ganze Reihe an positiven Eigenschaften aufweisen, liegt der Schwerpunkt aus therapeutischer Perspektive auf der leberunterstützenden und -schützenden Wirkung. Die Wirksamkeit bei chronischen Leberschäden und Leberzirrhose, etwa in Folge von chronischem Alkoholkonsum, Umweltgiften oder leberschädigenden Arzneimitteln, wurde hinreichend wissenschaftlich belegt. Extrakte aus Mariendistelfrüchten werden beispielsweise bei alkoholischer und nicht alkoholischer Fettleber oder Fettleberhepatitis genutzt. Unterstützend können diese überdies bei chronischer Hepatitis verabreicht werden.
Weitere Anwendungsgebiete von Mariendistel sind Verdauungsbeschwerden wie Meteorismus (Blähbauch) und Völlegefühl. Ein zusätzlicher seltener Einsatzbereich sind Knollenblätterpilzvergiftungen, bei denen sie lebensrettend wirken können. Als erwiesen gilt auch, dass die Einnahme von Trockenextrakten zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit beiträgt. Ferner gibt es einige Hinweise darauf, dass die unterstützende Anwendung bei Diabetes mellitus oder Hyperlipidämie sinnvoll sein könnte.