Februar 21, 2025

Artischocke (Cynara cardunculus L.)

Österreichische Arzneipflanze des Jahres 2025

Die Artischocke hat sich mit ihren vielen Bitterstoffen und anderen wertvollen Komponenten die Auszeichnung als Arzneipflanze des Jahres 2025 durch die HMPPA (Herbal Medicinal Products Platform Austria) redlich verdient. Seit mehreren Jahrtausenden wird sie nicht nur als Delikatesse geschätzt, sondern auch als Heilpflanze genutzt.

Moderne Studien bestätigen, was schon die alten Römer und Griechen wussten: Die Artischocke kann die Verdauung fördern, die Gallensaftproduktion anregen, den Fettstoffwechsel unterstützen und antioxidative Effekte entfalten. Doch woher kommt diese heilkräftige Pflanze und was macht sie so besonders? Im folgenden Blogbeitrag werden wir diese und viele weitere Fragen rund um die Artischocke und ihre Wirkung beantworten.




Botanik und Herkunft der Artischocke


Zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehörend, ist die Artischocke (Cynara cardunculus L.) im süd- und westmediterranen Raum heimisch. Dort wächst sie als am weitesten verbreitete Art der Gattung Cynara in verschiedenen Varietäten sowohl in der Wildform als auch als Kulturpflanze.

Der Ursprung der Bezeichnung Cynara für die Gemüseartischocke ist unbekannt. In der Vergangenheit wurde die Pflanze oftmals als Cardo oder Cardone – abgeleitet von carduus (lateinisch „Distel“) – bezeichnet. Ebenfalls verbreitet war der Name Scolymus, der auf das griechische Wort skolybos („essbare Zwiebel“) zurückgehen könnte.

Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu 2 Metern und bildet eine kräftige Pfahlwurzel sowie eine Blattrosette mit großen, fiederspaltigen Blättern aus. An der Blattunterseite tritt eine deutlich erkennbare Nervatur hervor. Im Frühjahr entwickelt die Artischocke Blütenstände mit bis zu 200 purpurroten bis violetten Röhrenblüten, die weizenkorngroße Früchte ausbilden. Ähnlich wie bei Löwenzahn sind diese mit einem Pappus (Haarkelch) als Flugorgan zur Verbreitung der Samen ausgestattet.

In Mitteleuropa ist die Artischocke meist nicht winterhart. Der gezielte Anbau erfolgt in mehreren Regionen: in Deutschland etwa in Franken, Brandenburg und Thüringen, in Österreich vor allem im Burgenland, der südlichen Steiermark und im Großraum Wien. Für die arzneiliche Nutzung werden Blattartischocken in Niederösterreich, insbesondere im Wein- und Waldviertel, kultiviert.

Geschichte


Seit dem Altertum schätzen die Menschen die Artischocke für ihren einzigartigen Geschmack und ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften. Bereits im alten Ägypten war die Pflanze bekannt. Im alten Rom und im antiken Griechenland wurde sie gerne verzehrt. Erste Belege für die medizinische Nutzung des Korbblütlers finden sich beim griechischen Arzt Dioskurides, der im 1. Jahrhundert im Römischen Reich wirkte.

Ebenso spielte die Artischocke als Heilpflanze in der arabischen Medizin früh eine bedeutende Rolle. Sie wurde zur Bekämpfung von unangenehmem Achselschweiß eingesetzt und als Aphrodisiakum sowie Diuretikum genutzt. Später fand sie bei Wassersucht und chronischen Leberentzündungen Verwendung.

Ab dem 16. Jahrhundert dürfte die Artischocke im mitteleuropäischen Raum greifbar gewesen sein. Der deutsche Botaniker Hieronymus Bock (1498–1554) beschrieb sie in seinem Kräuterbuch als Heilmittel gegen „verstopfte Nieren und Leber“ sowie gegen Gelbsucht und Wassersucht. Etwa zur gleichen Zeit begannen Mönche damit, die Pflanze in Klostergärten zu kultivieren und durch Züchtung weiterzuentwickeln.

Von Italien aus gelangte die Artischocke ab dem 15. Jahrhundert in andere Länder Europas und ab dem 19. Jahrhundert über italienische Einwanderer nach Amerika. Dort erfreute sie sich großer Beliebtheit – so sehr, dass es in den 1930er-Jahren zu heftigen Konflikten zwischen Artischockenbauern und Mafiaclans kam, die ein Monopol auf den Handel anstrebten. Die sogenannten „Artischockenkriege“ gipfelten in New York City sogar in einem vorübergehenden Verkaufsverbot von Artischocken.



Wie schmeckt die Artischocke?


Die Artischocke zeichnet sich durch einen charakteristischen Geschmack aus, der die unteren Blätter in den Korbböden (umgangssprachlich als „Artischockenherzen“ bezeichnet) zu einer beliebten Zutat in der Kulinarik macht. Ihre Blätter schmecken nachhaltig bitter und leicht salzig. Sie weisen einen schwach aromatischen, leicht beißenden Geruch auf.



Wirkstoffe der Artischocke


Ihre wertvollen Inhaltsstoffe machen die Artischocke zu einer heilkräftigen und äußerst nahrhaften Gemüsepflanze. Das vielseitige Wirkprofil beruht wahrscheinlich auf dem Zusammenspiel von Sesquiterpenlacton-Bitterstoffen, Flavonoiden und Caffeoylchinasäuren – allen voran Chlorogensäure.

Für die Qualität der Blattdroge sind vor allem die Caffeoylchinasäuren von Bedeutung. Ihr Anteil sollte bei den getrockneten Blättern der Artischocke mindestens 2 % ausmachen. Das Europäische Arzneibuch sieht außerdem einen Mindestgehalt von 0,8 % Chlorogensäure vor.

Essenziell für die Wirkung der Artischocke sind darüber hinaus die enthaltenen Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe vom Guajanolid-Typ mit einem Anteil von bis zu 5 %. Sie sind für den angenehmen bitteren Geschmack der Artischockenblätter verantwortlich und tragen zu ihrer verdauungsfördernden Wirkung bei.

Weitere wichtige Inhaltsstoffe der Artischocke sind die zu 0,35 bis 0,75 % enthaltenen Flavonoide, in erster Linie Luteolin- und Apigeninglykoside. In Spuren enthalten die frischen Blütenköpfe der Pflanze zudem ätherisches Öl.

Artischocke Wirkung und Anwendung


Als Arzneidroge werden die Blätter der Artischocke (Cynarae folium) genutzt, die ausschließlich aus Kulturen gewonnen werden. Zu diesem Zweck werden die Laubblätter während der Blüte kurz nach dem Aufblühen geerntet. Der Gehalt an Polyphenolen wie Caffeoylchinasäure-Verbindungen und Flavonoiden hängt im Wesentlichen vom Zeitpunkt der Ernte ab.

Die positiven Effekte auf die Leber, die Galle und den Fettstoffwechsel, die der Artischocke seit der Antike nachgesagt wurden, sind inzwischen gut dokumentiert. Diverse Untersuchungen belegen ferner ihre verdauungsfördernden und harntreibenden Eigenschaften.

Ein wesentliches Anwendungsgebiet der Artischockenblätter ist die Unterstützung der Verdauungs- und Gallenfunktion. Aus diesem Grund sind Blattextrakte unter anderem in DR. KOTTAS Leber Galle forte enthalten. Die Polyphenole und Bitterstoffe in den Blättern regen die Produktion und den Fluss der Gallenflüssigkeit an. In weiterer Folge können cholestatische Beschwerden gelindert und die Fettverdauung verbessert werden. Zusätzlich fördern die Bitterstoffe die Bildung von Verdauungssäften und tragen so zur Linderung von Verdauungsproblemen wie Blähungen, Völlegefühl oder Sodbrennen bei. Empfohlen werden Extrakte aus getrockneten Artischockenblättern bei Appetitlosigkeit, Reizdarm sowie bei dyspeptischen Beschwerden.

Medizinisch relevant ist überdies die Wirkung der Artischocke auf den Fettstoffwechsel. Studien zeigen etwa, dass Artischockenextrakte zur Senkung von erhöhten Cholesterin- und Triglyceridwerten beitragen können – vermutlich durch eine Hemmung der Cholesterinsynthese und eine erhöhte Fettausscheidung über die Galle. Weitere Untersuchungen liefern zudem stichhaltige Hinweise auf eine blutdrucksenkende Wirkung, die auf die entspannenden Effekte der Inhaltsstoffe auf die Gefäßmuskulatur zurückgeführt wird. In diesem Zusammenhang bedarf es allerdings noch weiterer Forschungstätigkeit.

Aufgrund ihrer nachgewiesenen antioxidativen und leberprotektiven sowie leberregenerationsfördernden Eigenschaften trägt die Artischocke auch zum Schutz der Leberzellen bei. Sie fördert die Zellregeneration sowie die Aktivität antioxidativer Enzyme und reduziert oxidativen Stress. Auf diese Weise kann sie die gesunde Funktion der Leber unterstützen. Aktuelle Forschungen untersuchen zudem mögliche Effekte bei entzündlichen Darmerkrankungen, Diabetes und verschiedenen Infektionen.

In der Volksmedizin finden Artischockenblätter zur allgemeinen Stärkung im Zuge der Rekonvaleszenz Gebrauch. Bei unterschiedlichen Verdauungsbeschwerden sowie als Diuretikum werden sie ebenso häufig eingesetzt.



Kulinarische Bedeutung


Abseits der arzneilichen Anwendung wird die nahrhafte Artischocke mit ihrem einzigartigen Geschmacksprofil in der Küche geschätzt. Während für die Gewinnung der Arzneidroge vorrangig die Rosettenblätter verwendet werden, geht es bei der Gemüseartischocke darum, einen möglichst kräftigen Blütenkorb mit fleischigen Hüllblättern zu ernten.

Im mediterranen Raum gelten Artischockenherzen als kulinarische Delikatesse. Sie werden gerne als Pizzabelag genutzt und stellen eine schmackhafte Ergänzung zu fettreichen Speisen dar.

Des Weiteren finden sich Artischocken als wichtige Zutat in Presssäften sowie alkoholischen Getränken. Ein bekanntes Beispiel aus Südeuropa ist der italienische Likör Cynar, der unter anderem aus den bitteren Auszügen der Artischockenblätter hergestellt wird.



Nebenwirkungen der Artischocke


Artischockenblätter gelten grundsätzlich als gut verträglich, Nebenwirkungen treten bei sachgemäßer Anwendung selten auf. Vereinzelt kam es zu leichten Durchfällen mit typischen Begleiterscheinungen sowie zu allergischen Reaktionen wie Hautausschlägen.

Bei bekannten Allergien gegenüber anderen Korbblütlern, bei Gallensteinen oder Verschluss der Gallenwege ist Vorsicht geboten. In diesen Fällen sollte die Blattdroge nur nach ärztlicher Prüfung verabreicht werden. Da die klinische Datenlage für Kinder sowie für schwangere und stillende Frauen unzureichend ist, wird von einer Anwendung abgeraten.




Zitierte Quellen
Presseinformationen der Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) zur Arzneipflanze 2025
Bäumler, S. (2021). Heilpflanzenpraxis Heute. Arzneipflanzenporträts, 3. Auflage, München.
Blaschek, W. (Hrsg.) (2016). Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis, 6. Auflage, Stuttgart.
Honermeier, B., Göttmann, S., Bender, L. & Matthes, C. (2001): Die Artischocke als Arzneimittel: Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung für eine pharmazeutische Nutzung. Spiegel der Forschung. 18. Jg. (Nr. 2), November 2001, 42-49.
Moradi, M., Sohrabi, G., Golbidi, M., Yarmohammadi, S., Hemati, N., Campbell, M. S., Moradi, S., Kermani, M. ali H. & Farzaei, M. H. (2021). Effects of artichoke on blood pressure: A systematic review and meta-analysis. Complementary Therapies in Medicine, 57, 102668.
Santos, H., Bueno, A. & Mota, J. (2018). The effect of artichoke on lipid profile: A review of possible mechanisms of action. Pharmacological Research, Volume 137, November 2018, 170-178.



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